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Liechtensteiner Treuhänder fliehen vor US-Sanktionen

  • Autorenbild: Developer tester
    Developer tester
  • 24. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Geschäfte mit reichen Russen


In financial matters, the principality has an excellent or miserable reputation, depending on one's perspective.
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Der Finanzsektor spielt eine Schlüsselrolle in Liechtensteins Wirtschaft. Auch reiche Russen nutzen die Dienste des Fürstentums, um ihre Steuern zu parken, zu verstecken oder zu optimieren. Der lange Arm der US-Sanktionsbehörden sorgt in der Branche für Panik.


Geschäftsbeziehungen mit reichen Russen bringen das Fürstentum Liechtenstein in Bedrängnis. Um Russland nach dem Angriff auf die Ukraine zu schwächen, haben die USA auch deren Vermögen im Visier. Ein Ziel sind liechtensteinische Stiftungen: Einige dieser Finanzvehikel und die mit ihrer Verwaltung betrauten Treuhänder stehen auf einer US-Sanktionsliste.


Die Angst vor dem langen Arm der US-Behörden löste eine Abwanderungswelle in der Branche aus: Treuhänder verließen Stiftungen mit Verbindungen zu Russland – mit oder ohne Sanktionen. Dadurch wurden Hunderte von Stiftungen mit Vermögenswerten von mehreren Milliarden Franken faktisch eingefroren, wie zwei Insider erklären.


Der Finanzsektor spielt eine zentrale Rolle in Liechtensteins Wirtschaft. Laut Schätzungen des IWF ist der Finanzplatz rund 100-mal so gross wie die Wirtschaftsleistung des Landes. Insbesondere steuereffiziente Stiftungen sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Sie können weltweit verteiltes Vermögen wie Unternehmensanteile, Immobilien, Bargeld oder Wertpapiere bündeln. Während der Stifter von Steuerersparnissen profitiert, kann er gezielt Anliegen unterstützen und sein Vermögen vor dem Zugriff Dritter schützen.


Der Finanzsektor spielt eine zentrale Rolle in Liechtensteins Wirtschaft. Laut Schätzungen des IWF ist der Finanzplatz rund 100-mal so gross wie die Wirtschaftsleistung des Landes. Insbesondere steuereffiziente Stiftungen sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Sie können weltweit verteiltes Vermögen wie Unternehmensanteile, Immobilien, Bargeld oder Wertpapiere bündeln. Während der Stifter von Steuerersparnissen profitiert, kann er gezielt Anliegen unterstützen und sein Vermögen vor dem Zugriff Dritter schützen.


Verlust der Lebensgrundlage – über Nacht


Seit April 2021 hat das US-Amt für Auslandsvermögenskontrolle (OFAC) sukzessive mehrere Stiftungen und deren Treuhänder auf seine Sanktionsliste gesetzt. Diese Rechtsvertreter verwalten die Stiftung im Interesse des Stifters. Steht ein Treuhänder auf der Sanktionsliste, werden Bankkonten und Kreditkarten gesperrt, Handyverbindungen funktionieren nicht mehr, Klienten wenden sich ab: „Für Betroffene bedeutet das praktisch einen Verlust der Existenzgrundlage über Nacht“, erklärt ein Anwalt.


Insbesondere die jüngste Sanktionsrunde im August löste in dem österreichisch-schweizerischen Land Schockwellen aus. Aus Angst vor Strafverfolgung traten die Treuhänder Hunderter Stiftungen zurück. Die Folge: Die Stiftungsräte waren personell nicht mehr ausreichend besetzt, was die Behörden dazu zwang, ein Auflösungsverfahren einzuleiten.


Laut einem Regierungsbeamten fallen derzeit rund 475 Stiftungen in diese Kategorie. Bei rund 350 Stiftungen sind die Fristen für Ersatz noch nicht abgelaufen, bei 85 wurden die Verfahren ausgesetzt. Für 40 Stiftungen wurde die Liquidation angeordnet. Nicht alle von ihnen haben Verbindungen zu Russland.


Hort zweifelhafter Gelder


Um die Turbulenzen im für Liechtenstein so wichtigen Finanzsektor einzudämmen, prüft die Regierung Optionen für die verbleibenden Stiftungen. Ein Vorschlag sieht laut einem Insider vor, Anwälten, die Stiftungen liquidieren wollen, Rechtssicherheit zu bieten, damit sie nicht selbst auf der Sanktionsliste landen. Liechtenstein stehe diesbezüglich in Kontakt mit dem OFAC, heißt es.


Auf dem Tisch liegen auch Vorschläge, die verwaisten Stiftungen einer Abwicklungsbank zu überlassen oder sie direkt der liechtensteinischen Finanzmarktaufsicht (FMA) zu unterstellen. Der Regierungsvertreter blieb wortkarg: „Lösungsoptionen werden regelmäßig geprüft.“


Die Sanktionen gegen Treuhänder und Stiftungen sind ein Rückschlag für Liechtensteins Bemühungen, seinen Ruf als Hort zweifelhafter Gelder loszuwerden. Nach dem Skandal um den ehemaligen Post-Chef Klaus Zumwinkel bei der LGT vollzog das kleine Land unter Führung des Fürstenhauses einen Strategiewechsel und löste sich schneller vom Umgang mit unversteuerten Geldern als sein größerer Nachbar, die Schweiz. Liechtenstein wurde zudem kürzlich in den Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgenommen. Der Schritt der US-Sanktionsbehörden zeigt, dass das Fürstentum weiterhin angreifbar ist.


Todesstoß für eine Bank


Für das exportorientierte Liechtenstein ist der Zugang zu Dollargeschäften lebenswichtig. Dieser erfolgt über sogenannte Korrespondenzbanken, mit denen inländische Banken wie die vom Fürstenhaus kontrollierte LGT, die VP Bank und die LLB zusammenarbeiten. Wird eine Bank auf eine Sanktionsliste gesetzt, riskieren die Korrespondenzbanken einen Rückzug.


„OFAC-Probleme können für eine Bank schnell zum Scheitern führen“, erklärt ein Banker. Aus Angst vor einer Ansteckung haben viele der rund zwölf inländischen Institute die Beziehungen zu betroffenen Treuhändern abgebrochen. Dennoch gebe es immer noch liechtensteinische Banken, die Beziehungen zu Stiftungen mit russischen Verbindungen pflegten, so der Regierungsbeamte.


Insidern zufolge arbeitet Liechtensteins neue Regierung mit den USA zusammen, um eine Lösung für die handlungsunfähigen Stiftungen zu finden. In einem zweiten Schritt sollen die Zügel für den Sektor angezogen werden. Gleichzeitig setzt das Fürstentum seine Hoffnungen auf Donald Trump: „Alle hoffen, dass Trump den Krieg beendet und das Thema damit vom Tisch ist“, erklärt der Anwalt.



 
 
 

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LIECHSTEIN -PAPIERE

30 investigative Artikel, kuratiert und ins Deutsche, Englische, Spanische und Russische übersetzt. Entdecken Sie, was der globale Journalismus über Stiftungen, Treuhänder und Trust-Skandale in Liechtenstein enthüllt.

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