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Liechtenstein wird von der US-Regierung ins Visier genommen

  • Autorenbild: Developer tester
    Developer tester
  • 2. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

The 82-meter-long yacht named "Graceful" is said to belong to Russian President Vladimir Putin and was still moored in the port of Hamburg about a year ago. The company Sequoia concealed its ownership.
The 82-meter-long yacht named "Graceful" is said to belong to Russian President Vladimir Putin and was still moored in the port of Hamburg about a year ago. The company Sequoia concealed its ownership.

Treuhänder im Fürstentum verbargen und verwalteten das Vermögen russischer Oligarchen. Auch Wladimir Putin nutzte ihre Dienste. Nun landete der erste Treuhänder auf einer US-Sanktionsliste.


Liechtenstein schloss sich den internationalen Sanktionen gegen Russland noch schneller an als die Schweiz, die enge Verbindungen zum Fürstentum pflegt. Nicht alle dort waren darüber erfreut; am wenigsten die Treuhänder, die seit langem bereit sind, reiche und zwielichtige russische Kunden zu betreuen. Treuhänder waren in praktisch jeden Liechtensteiner Schwarzgeld- und Geldwäscheskandal der Vergangenheit verwickelt. Und seit Monaten kommt ein Fall nach dem anderen ans Licht, in dem Treuhänder aus dem Fürstentum russischen Oligarchen und vermutlich sogar Wladimir Putin selbst halfen, Auslandsvermögen zu verstecken.


Nun hat die US-Regierung erstmals einen liechtensteinischen Treuhänder samt einem seiner Mitarbeiter und einem in der Kundenakquise tätigen Makler auf ihre Sanktionsliste gesetzt. Im Fokus steht die Sequoia Treuhand Trust, ein Unternehmen mit Sitz in der Gemeinde Ruggell. Die dem US-Finanzministerium unterstellte Sanktionsbehörde OFAC wirft ihr enge Geschäftsbeziehungen zum inneren Zirkel des russischen Machthabers Wladimir Putin vor, darunter auch zu dessen Freund und Vertrauten Gennadi Timtschenko, mit dem Putin mehr als nur die Leidenschaft für Eishockey und Judo teilt. Experten schätzen das Vermögen Timtschenkos und seiner Familie auf 18,5 Milliarden Dollar.


Er nutzte die Dienste des Treuhänders aus Ruggell, ebenso wie Alisher Usmanov. Das OFAC wirft Sequoia vor, „Luxusimmobilien im Zusammenhang mit dem Oligarchen zu verwalten“. Usmanov gilt als einer der reichsten Männer Russlands und ist zudem ein persönlicher Freund Putins. Sein Name steht seit 2022 auf westlichen Sanktionslisten. Auch Usmanovs und Timchenkos Namen stehen auf der liechtensteinischen Sanktionsliste, weshalb die dortigen Behörden nun untersuchen, ob die Treuhandgesellschaft gegen diese Liste verstoßen hat. In einer ersten Stellungnahme in der Vaduzer Zeitung „ Vaterland“ zeigte sich das Unternehmen überrascht und ahnungslos: „Wir setzen alles daran, schnellstmöglich zu klären, warum die Sanktionen verhängt wurden.“


Bisher sind die Behörden nicht dafür bekannt, hart gegen Treuhänder vorzugehen


Sequoia – der Name ist angelehnt an eine Mammutbaumart, die als besonders robust und standfest gilt – ist erstmals in dubiose Russland-Geschäfte verwickelt. Das Unternehmen soll zudem an einem Komplott beteiligt gewesen sein, bei dem über eine Offshore-Firma Wladimir Putin als tatsächlicher Eigner der Hochseeyacht Graceful verschleiert wurde. Das Schiff im Wert von 150 Millionen Dollar lag in Hamburg vor Anker, bevor es unmittelbar vor Russlands Angriff auf die Ukraine von dort verschwand. Verschleiert wurden die Eigentümerstrukturen durch ein vertracktes Offshore-Komplott; eine Spezialität liechtensteinischer Treuhänder. Dabei spielt auch eine panamaische Firma eine Rolle, an der der Sequoia-Betreiber zumindest beteiligt war. Wichtig zu wissen: Als Liechtenstein begann, das Bankgeheimnis für ausländische Kunden zu lockern, exportierten viele Treuhänder ihre fragwürdigen Geschäftsmodelle nach Panama – und nutzten sie über diesen Umweg. Innerhalb Liechtensteins gelten Treuhänder als größtes Hindernis für die von Regierung und Fürstenhaus proklamierte „Weißgeldstrategie“, wonach der Finanzplatz Liechtenstein nach internationalen Standards sauber werden soll.


Nicht nur Sequoia, sondern auch andere liechtensteinische Treuhänder haben zahlreiche russische Milliardäre in ihren Kundenakten, die im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg in Verruf geraten sind. Aufgrund seines mangelnden Glamours war das kleine Land im Oberrheintal nie ein Treffpunkt des russischen Jetsets wie einschlägige Hotspots in der Schweiz oder Österreich. Russen besitzen in Liechtenstein auch keine Villen oder andere Immobilien. Vielmehr nutzen sie das Fürstentum, um ihre internationalen Geschäfte zu organisieren und von dort aus anonym abzuwickeln. Die Frage, ob dabei Sanktionen umgangen werden, stellt sich zunehmend.


Für Aufsehen sorgte der Fall der Jacht Luna, die nach Ausbruch des Ukraine-Krieges in Hamburg beschlagnahmt wurde. Sie ist auf eine Firma in Liechtenstein registriert und wird von einem Treuhänder in Schaan verwaltet. Dahinter steht Farkhad Achmedow, ein Milliardär und Putin-Verbündeter. Auch Igor Schuwalow, ehemaliger russischer Vizepremier und Chef der staatlichen Bank für Außenhandel, verschleierte sein Luxusanwesen „Waldschlössl“ am österreichischen Attersee mithilfe liechtensteinischer Treuhänder und Briefkastenfirmen. Dies ist eine allgemein beliebte Praxis unter Russen, die ihren westlichen Immobilienbesitz verschleiern wollen. Auch ein anderer Oligarchensohn, der über liechtensteinische Firmen und Treuhänder toskanische Villen besitzt, wusste davon. Bisher sind die liechtensteinischen Behörden nicht dafür bekannt, hart gegen Treuhänder vorzugehen. Stattdessen rühmen sie sich, gut 250 Millionen Euro eingefroren zu haben. Dies könnte nur ein Teil der Wahrheit sein.



 
 
 

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LIECHSTEIN -PAPIERE

30 investigative Artikel, kuratiert und ins Deutsche, Englische, Spanische und Russische übersetzt. Entdecken Sie, was der globale Journalismus über Stiftungen, Treuhänder und Trust-Skandale in Liechtenstein enthüllt.

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